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Mini-Rechenzentren heizen Basler Wohnungen

Wer rechnet, heizt richtig – und das im wortwörtlichen Sinn. Die Basler Energieversorgerin IWB installiert dezentrale Rechenzentren in Wohnhäusern. Und mit der Abwärme heizt sie die Stuben und das Duschwasser. So werden Kilowatt und Gigabit clever verknüpft.

Rechenleistung ist gefragt. Blockchain, Cloud-Computing oder das Internet der Dinge fordern immer mehr Kapazitäten. Beim Betrieb der nötigen Infrastruktur entsteht Wärme – die meist in grossen Rechenzentren ungenutzt verpufft oder gar aufwändig abgeführt werden muss. Die Basler Energieversorgerin IWB ändert das nun. Sie installiert neben herkömmlichen Heizungen kleine, dezentrale Rechenzentren. Damit sorgt sie für warme Wohnungen und heisses Wasser, aber nicht nur. Mit dieser Lösung gelingt es, Digitalisierung und Dekarbonisierung intelligent zu verknüpfen. Einerseits schafft sie Kapazität für die immer mehr gefragte Rechenleistung. Andererseits ersetzt sie durch kluge Nutzung der Abwärme fossile Wärme. Der CO2-Ausstoss sinkt. Zudem entsteht die Wärme dezentral, dort wo sie gebraucht wird. Und dort, wo beispielsweise Fernwärme nicht verfügbar ist.

Die Bewohner eines Basler Mehrfamilienhauses kommen nun als erste in den Genuss dieser innovativen Wärmelösung. Zusammen mit dem französischen Startup Neutral-IT hat IWB eine sogenannte «Serverheizung» in Betrieb genommen. Die Anlage erzeugt im Jahr rund 33 Megawattstunden Wärme und das bei einer Grösse von weniger als einem Kubikmeter. Somit eignet sich das System auch dort, wo grössere Heizungsanlagen – beispielsweise eine Pellet-Heizung oder das Aussengerät einer Wärmepumpe – nicht möglich sind.

Ergänzend zu Erdgas und dezentralen Elektroboilern, erzeugt nun ein sehr kompaktes Rechenzentrum mit Wärmespeicher einen Grossteil der benötigten Wärme für die Liegenschaft und ihre Bewohner in Basel. Der Gasverbrauch soll um 75% sinken. Die dezentralen Elektroboiler werden später komplett entfernt. Daraus resultiert ein Raumgewinn in den Mietwohnungen. Die Liegenschaft wird aufgewertet. Und das zu konkurrenzfähigen Wärmekosten.

Einzigartig an der Anlage in Basel ist, dass sie nicht nur das Warmwasser erwärmt, sondern auch heizt. Die Anlage hat nun den Betrieb aufgenommen; Stephan Février, Projektingenieur bei IWB, dazu: «Mit dieser Anlage gelingt die Verknüpfung verschiedener Kernkompetenzen von IWB. Von der CO2-neutralen Wärmeversorgung bis zur IT-Dienstleistung. Wir sind begeistert von der Idee und freuen uns, weitere Anlagen in der Schweiz in Betrieb zu nehmen».  Bald werden möglicherweise noch mehr Haushalte beim Heizen rechnen.